Gläserne Brust, Lesbares Herz: Ein Psychopathographischer Topos Im Zeichen Physiognomischer Tyrannei Bei C. H. Spiess Und Anderen
Identifieur interne : 000B93 ( Main/Exploration ); précédent : 000B92; suivant : 000B94Gläserne Brust, Lesbares Herz: Ein Psychopathographischer Topos Im Zeichen Physiognomischer Tyrannei Bei C. H. Spiess Und Anderen
Auteurs : Alexander KoseninaSource :
- German Life and Letters [ 0016-8777 ] ; 1999-04.
Abstract
Die Physiognomik als eine dem aufklärerischen Gebot universaler Transparenz und Offenheit gehorchende Kulturkritik ist inzwischen gut erforscht. Übersehen wurde dabei die schon zu Lavaters Zeit reflektierte Gefahr eines Umschlagens in die Tyrannei der Intimität. Physiognomik und Pathognomik drohen als ‘Ausspä‐hungskunst des Innern’ (Kant) zu einer Angstquelle erster Ordnung zu werden. Die gefü rchtete Gemütsspionage verdichtet sich in der schönen Literatur um 1800 zum Topos vom Fenster in der Brust, der hier anhand von Beispielen aus Texten von Goethe, Haken, Hoffmann, Klingemann, Klinger, Jean Paul, Schiller und Wagner verfolgt wird. Die differenzierteste Gestaltung erfährt das Bild aber in einer von Christian Heinrich Spieß’Biographien der Wahnsinnigen, die deshalb im Zentrum des Aufsatzes steht. Die Geschichte von Jakob W***r ist eine Psychopathologie der Scham, in deren Verlauf die Wahnvorstellung des Durchschautwerdens psychogenetisch entwickelt und von einem modernen, ‘verständigen’ Arzt behan‐delt wird.
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DOI: 10.1111/1468-0483.00127
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