Ein Reden des Herzens mit Gott. Martin Luther über das Gebet
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Auteurs : Bernhard MutschlerSource :
- Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie [ 0028-3517 ] ; 2007-06-19.
Abstract
Kann man heute noch vom Reformator beten lernen? Martin Luther weist ausgehend von Phil 4,6 durch seine Allegorie vom Rauchfass auf den Primat des Dankgebets gegenüber dem Bittgebet hin. Bewährte Gebete wie Vaterunser oder Psalmen entsprechen demnach dem »güldenen Gefäß«, der Dank den Kohlen und die Bitten dem Weihrauch. Bei der von Luther empfohlenen Rezitation von Dekalog, Credo und Vaterunser entsteht, wie B. Stolt gezeigt hat, insofern ein Mehrwert, als dadurch eine Beziehung von Gott aus etabliert, von Menschen trinitarisch bekannt und der Beziehungsstifter sodann als »Vater« angeredet wird. Zur Meditation dieses Dreischritts nennt Luther namentlich die Aspekte Lehre, Danksagung, Beichte und Bitte. Diese fügen sich genau zu den vier Seiten des als Quadrat visualisierten »Modellstücks« einer zwischenmenschlichen Kommunikation nach F. Schulz von Thun: Sachaspekt, Beziehungsaspekt, Selbstoffenbarungsaspekt und Appellaspekt. Auch das »hermeneutische Viereck« (M. Oeming) oder »vier Grundtypen der Literaturkritik« (G. Schunack) lassen sich auf dieses Modell übertragen. Dies alles zeigt nicht nur die Angemessenheit eines neuzeitlichen Modells, sondern mehr noch die grundsätzliche Tiefe, mit der Luther das Gebet als reale Kommunikation mit Gott ausgelotet hat. Trotz vieler Unterschiede in Zeiten, Gesten und Haltungen des Gebets bleibt Luther darum auch heute noch ein inspirierender Lehrer für das Gespräch mit dem dreieinigen Gott.
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DOI: 10.1515/NZST.2007.004
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