Francia (1973) Werner

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Titre
Das Geburtsdatum Karls des Großen
Auteur
Karl Ferdinand Werner
In
Francia, n°253, 1973.
Source
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/fr/article/view/46084

Das Geburtsdatum Karls des Großen

Wir wissen wenig über die Jugend Karls des Großen. Nicht einmal sein Geburtsjahr ist uns genau und zweifelsfrei bekannt. Dennoch hat sich eine communis opinio der Forschung herausgebildet, die dem Jahre 742 den Vorzug gibt.[1] In der bislang letzten Untersuchung, die speziell dem Ge burtsdatum Karls gewidmet war, hat sich Francois Louis Ganshof 1959 nach sorgfältiger Prüfung erneut für 742 ausgesprochen. [2] Er konnte dabei zugleich eine schon früher rezipierte Überlieferung, derzufolge ein Kaiser Karl an einem 2. April geboren wurde, zweifelsfrei dem ersten karolingi schen Kaiser zuweisen, gestützt auf die paläographische Autorität von Bernhard Bischoff.[3] Die »herrschende Meinung« sieht also im 2. April 742 das Geburtsdatum Karls des Großen, mit einem kaum noch sichtbaren Fragezeichen hinter der Jahreszahl »742«. [4]

Artikelnotizen

  1. Die ältere Literatur, die sich für 742 ausspricht, nennt Bernhard Simson in seiner Neu bearbeitung von Sigurd Abel, Jahrbücher des Fränkischen Reiches unter Karl dem Gro ßen, Bd. 1, 2. Aufl., Leipzig 1888 (künftig: Abel-Simson 2 1), S. 12, Anm. 7, mit der Bemerkung: »die Meisten nehmen 742 an...« Simsons eigene Darlegungen, pro742, ebda. S. 10-12. Neben ihm hat vor allem Einfluß auf die Späteren ausgeübt Engelbert Mühl bacher in seiner Neubearbeitung der BöHMERschen Regesten: J. F. Böhmer, Regesta Imperii 2 1, Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751-918, bearb. v. E. Mühlbacher, Innsbruck 1908 (künftig BM2 S., mit Regest-Nr.), 130 b zur Geburt Karls, mit energischem Eintreten für 742, sowie 508 c zum Tode Karls und seinem dann er reichten Alter. Ausführlich hat sich Mühlbacher auch in seiner »Deutschen Geschichte unter den Karolingern«, Stuttgart 1896, S. 84-88 geäußert, dort S. 85: »Als zur Genüge gesichert darf gelten, daß Karl am 2. April 742 geboren wurde. »Vgl. auch Arthur Klein- klausz, in: Ernest Lavisse, Histoire de France, Bd. 2, 1, Paris 1903, S. 280, Anm. 2: »probablement le 2 avril 742«; derselbe dann in seinem »Charlemagne«, Paris 1934, S. 1: »on ... a conclu avec quelque vraisemblance qu ’il naquit Fan 742, le 2 avril.« Wil helm Levison, in: Gebhardt, Handbuch der Deutschen Geschichte 6 1, Stuttgart 1922, S. 224: »Sein Geburtstag ist vielleicht der 2. April, als Geburtsjahr nennen Annalen 742 und 747; doch neigt die Mehrzahl der Forscher mit Recht der ersten Angabe zu...« Vgl. ähnlich, etwas knapper, in der 7. Aufl., 1930, Bd. 1, S. 161; Joseph Calmette, Charle- magne. Sa vie et son ceuvre, Paris 1945, S. 42: »...les meilleurs textes auxquels on puisse remonter donnent Fan 742 comme celui de la naissance; enfin, un vieux manuscrit de Lorsch fournit un quantieme, 2 avril. On est ainsi amen£ ä admettre que Charles 6tait n£ le 2 avril 742.« Louis Halphen, Charlemagne et l’Empire carolingien, Paris 1947, S. 57 (ebenda auch im Neudruck Paris 1968, der einen wertvollen bibliographischen Nachtrag von Jean Devisse enthält): »il £tait n6 sans doute en 742«, wobei als Beleg auf BM2 130 b verwiesen wird; Ferdinand Lot, Naissance de la France, Paris 1948, S. 337: »Charles £tait n& un 2 avril, probablement en 742« (in der von Jacques Boussard über arbeiteten Neuaufl. Paris 1970, S. 278). - Eine der wenigen etwas reservierten Äuße rungen bei Alexander Cartellieri, Die Zeit der Reichsgründungen, 382-911, München/ Berlin 1927, S. 178: »Karl ... wurde am 2. April, wahrscheinlich 742 (747?), an unbe kanntem Ort geboren.« Erich Brandenburg, Die Nachkommen Karls des Großen, 1. bis 14. Generation, Leipzig 1935, gibt auf der Tafel (zu I, 1) das Jahr 747, beruft sich aber in den Anmerkungen, S. 85 (zu 1, 1) auf BM2 , wo für 742 eingetreten wird.
  2. F. L. Ganshof, Over de Geboortedatum van Karel de Grote,in: Dancwerc.OpstellenaangebodenaanProf.Dr.D.Th.Enklaar, Groningen1959,S.43-55,dortS.49dieOptionfür742.
  3. Ganshof (wie Anm. 2), S. 45 f. sowie Anm. 8. Der Eintrag in einem Lorscher Codex, jetzt Staatsbibliothek Berlin, Phillipps 1869, lautet: 1111. Non. Apr. Nativitas domni et gloriosissimi Karoli imperatoris et semper Augusti. Laut Bernhard Bischoff (vgl. ebda. Anm. 8) ist der Passus noch in der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts geschrieben, kann sich also nur auf Karl den Großen beziehen. Es handelt sich aber, immer nach Bischoff, nur um eine Kopie, deren Vorlage, aus der Zeit Kaiser Karls (801/14), er im heute west deutschen Raum vermutet. Auf die Stelle hatte auch schon Abel-Simson 2 1, S. 10 auf merksam gemacht - aber hier schien noch ein etwaiger Bezug auf Kaiser Karl III. nicht ausgeschlossen.
  4. Ganshof (wie Anm. 2) schreibt S. 49 »zullen wij het recht hebben te besluiten dat Karel de Grote op 2 avril 742 werd geboren«; S. 51 gebraucht er diese feste Annahme schon als Faktum und Argument zur Beurteilung einer anderen Quelle: »742, het jaar van de geboorte van Karel de Grote.« Heinz Löwe, in: Gebhardt (wie Anm. 1), 9 1, Stuttgart 1970, geht S. 169 auf die Datumsfrage nicht ein, gibt jedoch S. 184 das von Karl erreichte Alter ohne jede einschränkende Bemerkung als »zweiundsiebzigjährig«, und verweist vorher, S. 177, Anm. 1 auf die Studie Ganshofs. Schon vor Ganshofs Untersuchung hat Theodor Schieffer, Winfried-Bonifatius und die christliche Grund legung Europas, Freiburg 1954, S. 261 f. Karls Alter beim Empfang von Papst Ste phan II. Anfang 754 mit großer Bestimmtheit als bekannt vorausgesetzt (immer auf der Basis von 742, wenn auch um eine Einheit zu hoch): »Karl ... der damit als Zwölfjäh riger erstmals in der Geschichte erscheint.« Zu Ganshofs Auffassung schon 1940 s. unten Anm. 10. Ich selbst habe in der Überarbeitung von Brandenburg (wie Anm. 1) das Jahr 742 mit Fragezeichen und den Geburtstag IV2 mit Fragezeichen, unter Berufung auf Ganshof angegeben: K. F. Werner, Die Nachkommen Karls des Großen, 1.-8. Ge neration, in: Karl der Große, hg. v. W. Braunfels, Bd. 4, Düsseldorf 1967, S. 403-482, dort S. 442 (zu I, 1), vgl. die beigefügte Tafel, dort zu I, 1. Meine ebda, gemachte Bemer kung über die laut Brandenburg sich vermeintlich auf BM2 sich stützende Jahreszahl 747 ist im Sinne des oben Anm. 1 gegen Ende ausgeführten zu berichtigen. Eduard Hlawitschka endlich, von dessen Studie »Die Vorfahren Karls des Großen«, in: Karl der Große (wie eben zitiert), Bd. 1, Düsseldorf 1965, 3 1967, S. 51— 82, man weitere Aus kunft hätte erwarten können, ist weder auf das Geburtsjahr Karls noch auf das Datum der Ehe seiner Eltern eingegangen, und verweist zu Karl (Anm. 56) lediglich auf BM2 . (Auf der beigefügten Tafel werden, ebenso wie in den Anmerkungen S. 81 f., Anm. 57-59, zwar die Geburtsdaten von Karls Geschwistern Gisla und Pippin, nicht aber von Karl und Karlmann angegeben.) HlawiTSCHKas Untersuchung wird sich aber für uns noch in anderem Zusammenhang als wichtig erweisen.